Deutsches Atlantikwall-Archiv

Altafjord

 

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Rund um den Altafjord

Stand 08.11.2021

Der Altafjord mit seinen Nebenarmen wurde hauptsächlich dadurch bekannt, daß hier deutsche Seestreitkräfte wechselnder Zusammensetzung zum Einsatz gegen alliierte Geleitzüge bereitgehalten wurden. In der Stadt selbst sind kaum noch (alte) Anlagen zu finden, vom Stützpunkt am Amtsmannsneset beispielsweise ist durch die neuzeitliche Bebauung kaum etwas übriggeblieben. Dafür wimmelt es - bei genauerem Hinsehen - von Mehrzweckanlagen, die im Kalten Krieg der Bevölkerung Schutz gegen sowjetrussische Luftangriffe bieten sollten. Einer dieser Bunker kann besichtigt – und mit einem Familienausflug verbunden werden. Er liegt (als Keller) unter dem Alta Museum für steinzeitliche Felsritzungen am Westende der Stadt. Amtsmannsneset: feldmäßige Kampfscharte

Am Anfang des Kåfjordes, durch die angrenzenden hohen Berge recht gut gegen Fliegerangriffe geschützt, hatte die Kriegsmarine einen Anleger für die SCHARNHORST errichtet.

Fast am Ende des gleichen Meeresarms lag dagegen die TIRPITZ. Rundum waren bis vor kurzem noch Feldbefestigungen zu finden, die den an Land weilenden Teilen der Besatzung Schutz bei Fliegerangriffen bieten sollten. 2011/12 begannen die Arbeiten an einer Brücke, die heute den Kåfjordbotn genau an dieser Stelle überspannt – Natur adé! Liegeplatz der Tirpitz links vom Straumen
2011 - Der Brückenschlag über den Sund des Kåfjordbotn beginnt Was die deutsche Administration in 10 Jahren noch nicht einmal bis zur Genehmigung schafft - Stichwort Autobahnbrücke Köln Nord - vollbringen die Norweger in 3 Jahren! Und das mit Bauarbeiten nur während des kurzen Sommers.

Links die Vorbereitungen zum Brückenkopf im Jahr 2011, unten links 2012, unten rechts die fast fertige Brücke samt Zuführungstunnel im Jahr 2013. Ein Jahr später ahnt man nicht einmal mehr, wie beschaulich sich die E 6 noch 2010 am Kåfjordufer und schließlich am Altafjord entlangwand.

Blick vom Kåfjordbotn aus nach Osten: der südliche Brückenkopf ist fertig Hier lag die Tirpitz: vor dem Sund des Kåfjordbotn

Aber nicht immer haben Infrastrukturmaßnahmen angenehme Seiten. Wir für unseren Teil hätten i.ü. gerne auf die Schnellstraßenführung am Westufer des Altafjordes verzichten können.

Seit 2005 gab es hier sinnvollerweise ein Tirpitz-Museum. Von Alta kommende Interessenten müßten nach dem Brückenübergang links abbiegen. Die Ausschilderung zum Museum ist kläglich. Werbung wird keine dafür gemacht. Und so kommt, was kommen muß: die Touristen rauschen vorbei und die für das Museum überlebenswichtigen Einnahmen, ohnehin beschränkt auf die Sommersaison, bleiben aus. Ob wir das Museum künftig wohl noch geöffnet antreffen?

Im Tirpitzmuseum Im Tirpitzmuseum
Lafette für das 150mm Geschütz Das mag auch mit ein Grund dafür sein, daß die 150mm Geschütze C/28 der GRAF ZEPPELIN, die kostenaufwendig von Oslo hierher transportiert wurden und im Museum zur Ausstellung kommen sollten, immer noch nicht restauriert sind. 
Nachdem sie jahrelang in einem Nebenhafen Altas vor sich hin rosteten, sind sie heute (Stand 2018-2021) marodierenden Touristen ausgesetzt, die den Parkplatz an der Kåfjordbrücke nicht nur zur Rast nutzen, sondern sich als Souvenirsammler betätigen.
Immerhin liegen die letzten Geschützreste somit schon im Sichtbereich des Tirpitz-Museums.
Die Bilder zeigen die Reste noch einigermaßen vollzählig am Hafen.
 
Verschluß des 150mm Geschützes 150mm Rohr C/28

Zurück zum Altafjord. Trotz der starken Sicherung durch Flugabwehr- und Seezielbatterien führten die Briten ständig Luftangriffe und sogar Kommandounternehmen auf die deutsche 'Fleet in being' durch. Diese Angriffe galten auch der LÜTZOW (ex DEUTSCHLAND), die im Langfjord hinter ihren Torpedofangnetzen vertäut lag.

In der Mitte der Altafjordufer flankieren zwei sehenswerte Batterien. Die Bauwerke beider Batterien sind zwar teilgesprengt, man kann sich aber dennoch ein gutes Bild der Anlagen machen. Im Osten ist dies die Doppelbatterie Store Korsnes I , deren Nachfolger Store Korsnes II mit den oben erwähnten 150mm C/28 Zwillingen der GRAF ZEPPELIN ausgestattet war, die aus diesem Grund eigentlich im Tirpitzmuseum Alta ausgestellt werden sollten.

Store Korsnes - Gesprengte Decke des Leitstandes Store Korsnes - Geschützbettung und OB 600
Store Korsnes - Bettung für Geschütz auf Feldlafette Store Korsnes - Sockel für Leuchtgeschütz

Durch ihre ideale Lage auf einer Halbinsel konnte die Batterie sowohl das Fahrwasser nach Hammerfest als auch den nördlichen Fjordzugang unter Beschuß nehmen. Auf engstem Raum wurden hier Feldgeschütze neben den pivotierten 150mm C/28 eingesetzt.

 Store Korsnes - Drehteller für Feldlafette

PKW-Fahrer werden sich über die in Store Korsnes neugebauten Ferienhäuser zwecks Unterkunft vor Ort freuen.
ACHTUNG! Hier brüten Austernfischer auf freier Fläche und Möwen auf den Dächern von Autowracks.

Im Verbund mit der Batterie Store Korsnes sperrte die am gegenüberliegenden westlichen Altafjordufer befindliche Batterie Alta sowohl den Zugang in den inneren Altafjord als auch die Zufahrt in den Langfjord. Unterstützt wurde sie von den vier 105 mm SK C/32 der Batterie Vollstrand - ein paar hundert Meter weiter südlich.


Zerstörter Leitstand der Batterie Alta 

Im Süden der Batterie liegt eine Hohlgangsanlage im Berg, deren Verwendungszweck uns nicht klar ist. Für einen Munitionsauffüllraum spräche der hinführende rampenähnliche Feldweg aus Bruchsteinen.

  Hohlgang der Batterie Vollstrand

Zur Vertiefung:

[1] DAWA Sonderband 19 - Militärmuseen in Nordeuropa

  

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Stand: 22. März 2023

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